schlot.at vefügt seit 2010 über extrem seltenes Original-Fotomaterial der Explosion in der ehemaligen K.u. K. Pulverfabrik Blumau [1]. Die Munitionsfabrik wurde im späten 19. Jahrhundert von A. Nobel gegründet und knapp vor der Jahrhundertwende vom Militär übernommen. Im 1. Weltkrieg wurde das Werk extrem ausgebaut, es gab bis zu 15 Wassertürme und ein groß angelegtes Schienennetz. Unter anderem wurden auf dem in mehrere sogenannte Betriebsinspektionen unterteilten Gelände Trinitrotoluol (TNT) und Pikrinsäure hergestellt – großteils unter elenden sozialen und hygienischen Bedingungen. Der Übergang zur Friedensproduktion war nach dem verlorenen 1. Weltkrieg und den 1919 erschienenen Bestimmungen von St. Germain (weitreichendes Rüstungsverbot) sehr schwierig. 1922 war folgende Werkseinteilung aktuell [2]: Weiterlesen „BN | Blumau | Pulverfabrik | Explosion 1922“
WB | Wöllersdorfer Werke – Metallwarenfabrik, Glashütte 1922, MABA
Das Gelände der späteren Wöllersdorfer Werke war ab 1815 als „Feuerwerksanstalt“ für die Forschung, Entwicklung und Produktion an/von Sprengstoff genutzt und spielte im 1. Weltkrieg eine wichtige Rolle. Es bestand damals aus mehr als 600 Objekten und einem sehr langen werksinternen Schienennetz (Normal- uind Schmalspur).
Nach dem 1. Weltkrieg waren die ehemaligen Produktionsstätten bald großteils verlassen.
Größtenteils heißt nicht völlig. Wir können der geschätzten Leserschaft zwei große Raritäten bieten:
- Einen undatierten Produktekatalog über landwirtschaftliche Maschinen und Geräte der Wöllersdorfer Werke aus der frühen Zwischenkriegszeit, ca. 1920. – Eigentum Schlot-Archiv
- Aus der Glashütte der Wöllersdorfer Werke: Glasblock 140x104x16 mm in Kobaltblau, gegossen aus der ersten Schmelze im April 1922. Eigentum Schlot-Archiv
Die Firma MABA nutzt Werksteile des Geländes bereits seit 1924 [2], damals als „Österreichische MABA – Unternehmung – Barthels und Schlarbaum“ [3] .
Von 1933 bis 1938 dienten Teile des ehemaligen Geländes der Wöllersdorfer Werke dem austrofaschistischen Regime Österreich als „Anhaltelager Wöllersdorf“. Hier wurden Regimegegner aller Couleurs interniert.
Im 2. Weltkrieg diente das Gelände als Luftwaffenstützpunkt. Nach einem alliierten Bombardement 1944 und der weitgehenden Zerstörung des Geländes durch selbiges und Sprengungen der deutschen Truppen Anfang 1945 verfiel das danach sowjetisch verwaltete Gelände zusehends.
Das Schalthaus des ehem. Kraftwerks ist architektonisch wertvoll. Es wurde von Ludwig Müller, einem Schüler Otto Wagners, geplant [2] und wird heute durch die Fa. Maba nachgenutzt. Alles Weitere in unserer Quelle [1].
Quellen:
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%B6llersdorfer_Werke
[2] MAUTHE, Ph., TRUMLER, G. (1986): Niederösterreich | Portrait einer Industrielandschaft. 1. Auflage, Verlag Niederösterreichisches Pressehaus; St.Pölten-Wien. 86ff
[3] MABA – Geschichte, 05.01.2011
schlot_map (bei Google Maps)
Mälzerei der Brauerei Piesting | WB | Piesting
Fotos
Über den Betrieb
Brauerei Josef Lehn
Branche: Genußmittelindustrie
Betriebsdauer: 1841-laufend
Abriß: 2013 (Quelle: Nordinvestment Rohr 2014)
Produkte: Malz
Status: Gebäude verlassen, Brauerei unmittelbar östlich
Literatur: COMPASSVERLAG (1959): Industrie-Compass 1959 Österreich; Compassverlag, Wien. S1715
Kartenansicht
schlot_map (bei Google Maps)
AG der Lokomotivfabrik Wr. Neustadt, vormals G. Sigl, Rax-Werk | WN | Wiener Neustadt
Über den Betrieb
Branche: Fahrzeugbau, Rüstungsindustrie
Geschichte:
- 1842: Georg Sigl’s Lokomotivfabrik [3]: Fabriksgründung südlich der Pottendorfer Straße
- 1870 Erweiterung des Werks auf Bereiche nördlich der Pottendorfer Straße [3]
- 1875: Umbenennung in Aktiengesellschaft der Lokomotivfabrik Wr. Neustadt, vormals G. Sigl in Wr. Neustadt
- 10.07.1916: Vernichtung großer Teile des südlichen Werkes durch einen Tornado. Während des 1. Weltkrieges wird das Werk Süd als Kriegsgefangenenlager genutzt [3]
- 1930: Vorübergehende Stillegung des Werkes aufgrund der Wirtschaftskrise[3,4]
- 1938: Übernahme des Werks durch die Wiener Lokomotivfabrik [5] bzw. Henschel & Sohn [6]
- 1942: Gründung der Rax-Werk Ges.m.b.H., Fertigung von Lokomotivtendern, Leichtern und Rüstungsprodukten, u.a. von V2-Raketenteilen [2] im Nordteil der ehem. Lokomotivfabrik Sigl.
- 1943: Gründung eines Außenlagers des Konzentationslagers Mauthausen in nder sogenannten Serbenhalle, einer in Kraljevo demontierten und in Wr. Neustadt aufgebauten Eisenbahnfabrikshalle [1].
- 1945: Auflassung Konzentrationslager, Rax-Werk wird USIA – Betrieb
- 1958: Anschluss an den Simmering-Graz-Pauker-Konzern [2]
- 1966: Stillegung des Werkes [2]
Heute finden sich als Reste der Raxwerke noch folgende Objekte:
- Serbenhalle
- Werkslok der Raxwerke Fanny
- Das renovierte Werkstor zum Südwerk
- ehemaliger Ein-Mann-Bunker der Rax-Werke zur Zeit des KL
Hier ein Werkskatalog des RAX-Werkes aus der Nachkriegszeit zum Download – ca. 1955-1957. Datengröße ca. 3MB.
[1] …http://www.erinnern.at/gedaechtnisorte-gedenkstaetten/katalog/denkmal_serbenhalle
[2]… http://de.wikipedia.org/wiki/Raxwerke
[3]…wiki: Lokomotivfabrik Wr. Neustadt
[4]…Orientierungsplan von Wr. Neustadt Maßstab 1:10.000, Jänner 1937. Verlag: A.J. Kuderna, Wr. Neustadt
[5]…Fotodokument aus Schlot-Archiv mit Jubiläumstafel: „Wiener Lokomotivfabrik AG. Werk Wiener Neustadt“, den Lokomotivtender 50 647 zeigend.
[6]…Geheimprojekte.at – Raxwerk, 08.01.2011
[7]…Infos zu 114.01: Eisenbahnen in Österreich, 08.01.2011
[8]…Austrian Steam Base, 08.01.2011
[9]…Tender Baureihe 50, Foto, Abfrage 08.01.2011
[10]…Fotosammlung Schlot-Archiv
Kartenansicht
Verortungen der Werke Süd (Alte Schleife, ursprüngliche Sigl-Fabrik) und Nord (Erweiterung 1870, dann Rax-Werke)
Nord: schlot_map (bei Google Maps) | Süd: schlot_map (bei Google Maps) |
Berndorfer Metallwarenfabrik | BN | Berndorf
Fotos
Über den Betrieb
Berndorfer Metallwarenfabrik Arthur Krupp AG | später Berndorf AG
Gießerei, Walzwerk, Drahtzug, Röhrenwerk, Bänder- und Münzwerk, Galvanische Versilberung, Besteckfabrik, Hohlwaren- und Kesselfabrik
Branche: Metallindustrie, Rüstungsindustrie
Betriebsdauer: 1843 – laufend
Produkte 1925: versilberte und unversilberte Besteck und Tafelgeräte, Kunstbronzen, Kochgeschirre aus Reinnickel und Aluminium, elektrische Koch- und Heizapparate, Apparate und Kessel, Rohrleitungen und Schlangen aus Reinnickel, Kupfer, Aluminium, Aluminiumtanks für Brauereien, Halbfabrikate wie Bleche, Bänder, Stangen, Drähte und nahtlose Rohre aus Reinnickel, Neusilber, Kupfernickel, Kupfer, Messing, Aluminium und Bronzen, Münzplättchen, Näpfchen und Hülsen.
Status: erhalten und seit Privatisierung teils branchenfremd nachgenutzt
bestehende Schlote 2007: 4
Die abgebildete Materialseilbahn transporierte noch vor Beginn des 1. Weltkrieges Braunkohle aus dem südlich des Berges gelegenen Bergwerk Grillenberg zur Kraftzentrale von Krupp. Sie wurde mit der Einstellung des Bergbaues 1959 vermutlich abgetragen. Heute dient das Firmengelände, dessen ehemalige Besteckproduktion als Altlast ausgewiesen ist, einer Vielzahl von Unternehmen als Produktions- und Lagerstandort.
Literatur und PK-Zitat:
- COMPASSVERLAG (1925): Industrie-Compass 1925/26 Band I Österreich; Compassverlag, Wien. 2312S
- wiki – Guglzipf – Seilbahninfo
- Email-Info zum abgebildeten Notgeld von Susanne Schmieder-Haslinger, Kruppstadtmuseum Berndorf (2009): „[…] es handelt sich um das das geld der consumanstalt der berndorfer
metallwarenfabrik arthur krupp der ersten republik (anfang 20er jahre).
die arbeiter und angestellten der fabrik konnten sich ihren lohn teilweise
mit münzen der consumanstalt auszahlen lassen und somit günstiger
einkaufen. unser museum besitzt einige münzen.
mfg
susanne schmieder-haslinger“ - Postkarte „Berndorf-Krupp-Werke A.G. Seilbahn: Lichtbild und Verlag Anton Kral, Berndorf, N.D. gelaufen 1943, PK-Foto131x80,5mm im Eigentum schlot_archiv.
Kartenansicht
schlot_map (bei Google Maps)
Ziegelwerk Lizzi – vorm.Kattinger | WB | Erlach
Fotos
Über den Betrieb
WB-Erlach
Ziegelwerk Kattinger/Jahn/Beer und Ohr/Gutscher/Lizzi
Branche: Ziegelerzeugung
Betriebsdauer: 1845-laufend
Produkte: Ziegel (Ziegelzeichen: Kattinger – K, MK, GK)
Status: aktiv
Höchstzahl gleichzeitig bestehender Schlote: 1 (2007)
Rechnungstext zu obigem in Kurrent verfaßtem Dokument vom 03.09.1906:
„Herrn Karl Eder’s Söhne | Gloggnitz!
Antwortlich Ihrer Gesch. offerieren wir Ihnen Mauerziegel ab Station Erlach mit Kr. 34.00 pr mille, waggonverladen. Auf einen Waggon (10 Tonnen) verladen wir 2400 Stück und beträgt die Fracht von Erlach bis Gloggnitz Kr. 24.20. Unsere Ziegel haben Wiener Normalmaß.
Hochachtungsvoll…“
Literatur: Rädler et al. (1991): Erlacher Chronik und Ortsgeschichte 987-1991, 1. Auflage, Personenkomitee „Rädler – Krammer“; Erlach. 340S
Kartenansicht
Zur Karte © geoland.at